Kathrin
Kathrin hat von 1969 bis 2006 mit uns gelebt. Befangen wie wir sind, fehlen uns die Worte. Wir möchten nicht über sie reden. Fotos sollten helfen zu verstehen, wer sie war. Jede beliebige Aufnahme dokumentiert, dass unser Familienleben anders war als das unserer Nachbarn, Freunde oder Arbeitskollegen. Für Außenstehende unsichtbar bleibt das Geheimnis, das jedes beliebige Foto für uns in ein Gruppenbild mit Dame verwandelt.
Nachdenken über Kathrin B. gerät schnell ins Stocken und gerinnt zu einem Bild. Vielleicht ist der Film geeignet, die Magie des Augenblicks festzuhalten und zu vermitteln.
Stellen Sie sich ein kleines Mädchen mit Hut und Streifenpulli zwischen lustwandelnden Urlaubern und zielstrebigen Einheimischen vor, fügen Sie die Kulisse einer holländischen Kleinstadt hinzu, folgen Sie dem Schwenk der Kamera, die das Kind in den Mittelpunkt rückt: Es steht vor einer Auslage, tastet mit seinen Augen einen für Sie unsichtbaren Gegenstand ab, ein Lächeln deutet sich an, und seine Gesichtszüge spiegeln ein völlig entspanntes Wohlgefühl. Lassen Sie das Kind im Anblick verweilen. Sie schauen zur Seite und sehen die Eltern, die wissenden Blicks die Situation erfassen. Klar, Kathrin ist gefesselt von der Schaufensterpuppe, deren Kleid genau das Streifenmuster aufweist, das in Abstand und Breite ihrem Ideal von einem Kleid mit Streifen entspricht. Spontan bieten sie an, das Kleid zu kaufen. Bescheiden entschieden antwortet Kathrin: »Ich hab doch eins.«
Dies ist eins der seltenen Erlebnisse, die uns vom Haben-wollen frei gemacht haben. Unverstellten Blicks erfreuen wir uns der kleinen und großen Dinge, die auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten angeboten werden. Und oft amüsieren wir uns über die Einfältigkeit der Warenvielfalt.